Es ist was Komisches passiert: Ich glaube, wir sind jetzt arm.
Alles fing damit an, dass wir einen Tag nach diesem „Weihnachten“ unsere 7 Sachen packten, ins Auto stopften und laaaaaange Auto fuhren. Als wir schließlich bei Frauchens Mama und Oma in Bayern ankamen, dort auch ihr Bruder und ihre Schwester mit ihren beiden Jungs waren, war mir klar, dass das so eine Art Welpentreffen ist. Ok, soweit kannte ich das ja schon.
Auch als sich abends dann bei Oma im Wohnzimmer wieder alle unter so einem komischen Baum versammelten, wieder ganz schräge Lieder sangen und wieder viele Päckchen aufgemacht wurden, erkannte ich das noch. „Weihnachten“ nennen sie diese merkwürdige Veranstaltung ja, „Christkind war da!“. Also gut, feierten wir das hier in Bayern halt nochmal, ist ja doch ziemlich lustig.
Richtig seltsam wurde es dann aber zwei Tage später. Diesmal packten nur Herrchen und Frauchen ihre und auch meine Sachen ins Auto, verabschiedeten sich vom Rest der Familie und wir fuhren los.
Ooooookay………, was sollte das denn nun? Wir fuhren ohne die Welpen (Kinder) weg?
Wieder kutschierten wir so einige Stunden durch die Gegend, diesmal durch richtig hohe Steinhaufen, Alpen heißen die, glaube ich. Uahhhhh, zwischendurch war draußen alles weiß, aber leider haben wir keine Pause gemacht, darum konnte ich mir das nicht genauer angucken.
Schließlich kamen wir in eine große Stadt, wo wir das Auto in einem riiiiesigen Haus mit einem Gittertor zurück ließen. Das war bestimmt so eine Art Tierheim für Autos! Das arme Auto! Es musste dort ganz alleine bleiben.
Verwirrt trottete ich hinter den Chefs her, die nun ihre Koffer, meine Tasche und sogar mein Bettchen durch diese Stadt schleiften. Sogar unterirdischen Zug sind wir gefahren! Nur gut, dass ich das schon kannte, sonst wäre das Ganze noch gruseliger gewesen.
Schließlich kamen wir an einem riiiiiesigen Haus an, in das man nur durch so eine Art Glaskarussell reinkam. Dort war ganz leise Musik und ganz dicke Teppiche, herrlich! Da hab ich mich gleich laaaaaang drauf ausgestreckt, während Herrchen uns anmeldete.
Schließlich ging es in einen Aufzug, einen langen Gang entlang und in ein Zimmer. Da standen ein Bett, ein Schrank, ein Sessel, ein Schreibtisch und ein Hundebett! Aus glänzendem Satin! Boah, sah das nobel aus!!! Ein Bad gab es auch, aber das war’s dann auch schon. Hähhh? Hier sollten wir jetzt wohnen? Oh weia…
Auch einen Garten hatten wir da nicht, wenn ich mal aufs Klos musste, mussten wir aus dem Zimmer raus, den langen Gang entlang, mit dem Aufzug runter, durchs Karussell raus und dann zu einem schmalen Grasstreifen am Straßenrand. Wie bitte? Ich verstand die Welt nicht mehr!
Aber wie wenn das schon nicht seltsam genug war, sind wir dann drei Tage lang durch die Gegend gezogen, viel mit dem unterirdischen Zug gefahren und stundenlang durch die Stadt gelatscht.
Ich glaube, Frauchen und Herrchen waren auf der Suche nach Essen.
Puuuhhhh, wahrscheinlich sind wir echt sehr arm! Stundenlang kilometerweit durch die Straßen laufen für ein bisschen Essen, die Ärmsten! Manchmal gab es sogar nur draußen Essen, auf einer Parkbank oder so. Abends hatten wir aber immer Glück und durften uns zum Essen irgendwo reinsetzen. Es gab also auch noch nette Menschen, die einem das Essen dann sogar an den Tisch brachten.
Auch wenn mir das für meine Chefs echt leid tat, dass wir jetzt so arm waren, unser Essen suchen mussten, das Auto ins Tierheim musste, wir nur noch ein Zimmer in dem riesen Haus hatten und keinen Garten mehr, waren es für mich doch super schöne Tage!
Ich war rund um die Uhr mit den beiden zusammen, wenn es mir zu viel Lauferei wurde oder auch mal zu viele Menschen unterwegs waren, nahmen mich die Beiden auf den Arm. Immer war mein Deckchen dabei, damit ich auch mitten in der Stadt warm liegen konnte und im Stadtpark gab es sogar einen Hundespielplatz, das war richtig lustig!
Die Menschen, die in dieser Stadt lebten, faselten aber komisches Zeug. "Bon Schorno" am Morgen,abends sagten sie irgendwas mit "Serrano" und doch gab es nie Schinken. "Bona Sera" oder so?
Viele Leute flippten auch total aus, wenn sie mich sahen. Sie nannten mit "dolche" oder "bello" (Hallo, geht´s noch? Ich bin ein Mädchen!) und auch ganz oft "Carina" - ts, kann denen mal jemand sagen, dass ich "Alana" heiße? Ich verstand kein Wort, aber ich merkte ja schon, dass die mich alle ganz toll fanden, die Chefs viele Fragen beantworten mussten und mich alle streicheln wollten. Pfffhhh, dafür verlange ich aber bald Eintritt!
Aber das aller-, aller-, allerbeste war, dass ich bei Herrchen und Frauchen im Zimmer schlafen durfte! Juhuuuu! So klein das Zimmer auch war, hatte ich selber doch tatsächlich zwei Bettchen, mein eigenes und das Noble vom Haus. Und ich versuchte am ersten Abend gleich mal, ob ich nicht auch im großen Bett mitschlafen kann. Eins, zwei, drei, Zack! Mit Karacho sprang ich mitten drauf, sobald das Licht ausging, worauf Herrchen wie von der Tarantel gestochen hochschoss und mich aber leider postwendend wieder auf mein eigenes Bett beförderte. Hmmmm, war wohl die falsche Taktik.
Am nächsten Morgen Planänderung, ich schlich mich auf Frauchens Seite, krabbelte gaaaaanz vorsichtig zu ihr und kuschelte mich an. Ha! Wusst ich´s doch, bei der kam ich mit der Kuschelnummer durch! Vor Freude über meinen Erfolg konnte ich aber so gar nicht still halten und leckte Frauchen begeistert über das Gesicht. Nein, auch wegschieben ließ ich mich nicht, ich machte fleißig weiter. Oh, Mist! Jetzt war ich doch wieder auf meinem Kissen gelandet, allerdings blieb Frauchens Hand bei mir und kraulte mich. Na gut, so kann man es auch aushalten und schonmal über den nächsten „der Hund schläft im Bett“-Angriff nachdenken…
Nun ja, nach ein paar Tagen – ich fühlte mich im großen Haus mit unserem kleinen Zimmer inzwischen richtig Zuhause, kannte den Weg vom unterirdischen Zug durch das Glaskarussell mit dem Aufzug durch den laaaaangen Flur (Warum nur durfte ich hier nie rennen? Mich juckte es bei dieser langen Strecke richtig in den Pfoten!) zu unserem Zimmer schon auswendig - da zogen wir wieder mit unseren Koffern los, holten unser Auto aus dem Autotierheim ab und fuhren zurück zum Rest unserer Familie.
Puh, nochmal Glück gehabt! Auf Dauer wäre es ohne die Welpen und ohne die Katzen doch auch nicht schön gewesen!
(Anmerkung von Frauchen: Zwischen den Feiertagen waren mein Mann und ich mit Alana auf einer Städtetour in Mailand. Kurzfristig war der Hundesitter ausgefallen, so dass wir Alana mitnehmen "mussten". Trotz - oder vielleicht gerade wegen? - des Hundeanhangs wurden es ein paar wunderschöne Tage, in denen wir viel erlebten und die voller neuer Eindrücke für unser Hundekind waren.)
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