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Der Hundeführerschein

Aktualisiert: 17. Dez. 2021

Eine Weile gab es hier nichts "Spektakuläres" zu berichten. Erst waren Herbstferien, dann stand Alanas Läufigkeit an und somit gab es eine Auszeit.


Danach starteten wir aber fleißig durch, denn endlich war der Abschluss von Alanas Ausbildungszeit in Sicht!


Zunächst gab es nochmal 4 Kurstage, in denen die Hund-Mensch-Teams auf den BHV-Hundeführerschein vorbereitet wurden. 4 Tage jeweils zweistündiges Intensivtraining, das klang im Vorhinein furchtbar anstrengend, waren aber wirklich kurzweilige Trainings dank toller "Prüfungskollegen" und abwechslungsreicher Gestaltung seitens unserer Hundeschule.

Auch das Wetter spielte an den vier Tagen windhundgerecht mit, was ja für die Arbeitsmotivation von Alana ein nicht zu verachtender Faktor ist.


So fühlte ich mich auf den großen Prüfungstag richtig gut vorbereitet.


Doch dieser begann erstmal katastrophal, kurz bevor ich starten wollte, kam ein Anruf aus dem Stall. Frau Pferd ging es sehr schlecht, Kolik, Kreislauf im Keller, keine Darmgeräusche mehr, konnte kaum stehen geschweige denn laufen. Puhh, und sowas mit 28 Jahren, da schrillten alle Alarmglocken.

Gott sei Dank erreichte ich schon so früh am Morgen jemanden in der Hundeschule per Telefon und bekam voller Verständnis die Möglichkeit eingeräumt, auch später noch zur Prüfung dazu zu kommen.

Im Stall sah dann alles tatsächlich erstmal nach der ganz großen Katastrophe aus, aber trotzdem sollte die Dame in Absprache mit dem Tierarzt noch eine Chance bekommen. Und siehe da, nach einer Weile ging es nach entsprechender Tierarztbehandlung bergauf! Schließlich war Aireen stabil genug, dass ich sie in der Obhut ihrer langjährigen Pflegebeteiligung zurück lassen, Zuhause Alana holen und in Richtung Prüfung düsen konnte.


Zu dem Zeitpunkt hatte ich diese schon mehr oder weniger abgeschrieben - so durch den Wind, wie ich war, würde Alana das bestimmt merken und auch unsicher werden.

Und außerdem - Armageddon! - herrschte furchtbarstes Anti-Windhund-Wetter: zwei Grad und Schneeregen- oder Graupelschauer. Na Bravo!


Aber an diesem Tag zeigte sich mal wieder das riesige Herz meines kleinen Windhundes. Sie merkte meine Sorgen, richtete all ihre Antennen auf mich aus und las mir (fast) jeden Wunsch von den Augen ab.


Und so arbeiteten wir uns durch alle Prüfungteile durch:

Der erste Prüfungsteil fand auf dem Gelände der Hundeschule statt.

Hier absolvierten wir die Übungen zum Grundgehorsam, vom Fuß laufen über Positionswechsel und Rückruf bis hin zu "Bleib" für 2 Minuten auf eine Distanz von 30m. Auch "Ausgeben", Maulkorb freudig anziehen, das "Handling" (in Ohren und Fang gucken lassen, Pfoten untersuchen lassen etc) oder das sichere Fixieren des Hundes mussten gezeigt werden. Und trotz all der Widrigkeiten schüttelte Alana all dies lässig aus dem Ärmel. Ihr einziger "Patzer" - nämlich in der Bleib-Übung kurz aufzustehen, sich um 90 Grad zu drehen und dann brav wieder abzusetzen war mein Fehler gewesen. Ich hatte sie schräg zu meiner Laufrichtung platziert und sie wollte halt besser gucken können. Tja, Frauchen, selber schuld.


Anschließend ging es in einen Park, in dem reger Alltags-Spaziergänger-Gassigeher-Fahrradfahrer-Verkehr herrschte. Hier erwarteten uns zudem viele Statisten: eine Frau, die schwankend auf Krücken lief, ein ebenso sehr schwankend fahrender Fahrradfahrer, eine lauthals pöbelnde Passantin, mehrere Hunde, mit und ohne Frauchen, mehrere Personen, die mich ansprachen, herumliegendes Futter, Käsebrot etc.

All diese Dinge sollten ohne Leine passiert werden. Hier spielte uns das schlechte Wetter in die Karten, denn gerade jetzt gab es einen echt ekligen Schneeregenguss. Alana klemmte total pikiert ihren Kopf in meine Kniekehlen und marschierte an allen Schikanen todesverachtend vorbei. Was war das alles schon gegen SCHNEEREGEN! PFUI!


Später im Prüfungsteil in der Stadmitte von Siegburg war das Wetter deutlich freundlicher und Alanas Laune wieder gewohnt fröhlich. Frau Oberstreber lief an konstant "lächelnder Leine" neben mir her, blieb im Müller-Drogeriemarkt allein sitzen, während ich nach Anweisung um die Regale schlenderte, nahm natürlich kein Futter vom Prüfer (ha, ihre leichteste Übung :-)), wartete brav bei Straßenüberquerungen, passierte stressfrei auch große Personengruppen und ließ sich - vom Prüfer ungeplant, aber an Frau Niedlich kommt so mancher Passant eben nicht ohne Knuddler vorbei - von zwei alten Damen, eine davon mit Rollator, brav und freundlich einmal durchkraulen. Dann noch entspannt mal eben durch die Passage durch und schwubs! war auch dieser Teil der Prüfung durchgestanden.


Lediglich eine Sache verweigerte die Prinzessin auf der Erbse den ganzen Tag: "Platz" auf dem nassen Boden war einfach nicht drin, nicht im Park und nicht in der Stadt. Da sie aber alle "Bleib" zuverlässig im Sitz ablieferte, war das für den Prüfer kein Problem. Seine Einstellung dazu war richtig klasse: "Das ist nunmal eine Art Hund, die sich nicht überall hinlegt, schon gleich gar nicht bei so einem Wetter. Sie bleibt zuverlässig und das reicht völlig." Respekt, dass da die Tierfreundlichkeit mehr zählt als Prüfungsvorgaben!


Zum Abschluss kam dann noch der Wesenstest. Puhhhh, der hatte es ganz schön in sich! Hier wurde jeder Hund von einer großen Menschengruppe sehr stark bedrängt, die Statisten schrien teilweise laut oder klapperten mit allen möglichen Gegenständen, Pylonen, Regenschrimen, ... Teils wurden die Gegenstände direkt hinter dem Hund fallen gelassen, teils wurde Hund an der Rute festgehalten, teils wurde kräftig ins Fell gegriffen.

Hier kam Alana ihre starke Bindung zu mir zu Gute: Eng an mich gedrängt und ständig Blickkontakt haltend, schaffte sie auch diesen letzten Teil. Und, najaaaa, ich hatte ihr auch extra ihren dicken Mantel angezogen (Gott sei Dank war es ja so kalt, das reichte als Alibi), so dass die Grabschrei gar nicht so schlimm werden konnte ;-)

Insgesamt hat sich auch da mal wieder der großartige Charakter dieses zierlichen Wesens gezeigt.


Einem so tollen Hund war ich es dann schuldig, den Theorieteil mit 100% richtigen Antworten abzuleisten.


Und so ist es nun amtlich: wir beide haben den BHV Hundeführerschein der Stufe 3 bestanden!

Alana, Danke für deine unglaubliche Mitarbeit an einem Prüfungstag, der für mich mit so einem Schrecken startete! Du bist unglaublich großartig!!!


Außerdem gibt es eine weitere gute Nachricht: Aireen hat es geschafft, ist mal wieder von der Schippe gehüpft (darin hat sie inzwischen auch leidlich Übung) und erfreut sich wieder ihres Rentner-Daseins :-)








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